GSZM auf dem Krankenhausgelände Moabit

Christian Reich und Andreas Bandey (von links) von der Unternehmensgruppe GEGENBAUER an der Einfahrt Turmstraße.
Christian Reich zeigt spannende Lektüre über die Geschichte des Geländes...
Ein Holzkreuz zeugt noch von der Vergangenheit: Der Flachbau links war früher eine Krankenhauskirche
Wer genau hinschaut, entdeckt noch das Kirchenschild
Im KfH-Nierenzentrum werden Patienten mit Nierenerkrankungen auf dem aktuellen Stand von Medizin und Technik qualitativ hochwertig betreut
Haus A überragt das ganze GSZM. Das Hochaus wurde als Bettenhaus für das Krankenhaus Moabit gebaut. Hier kann man, auch wenn man nicht auf dem Gelände arbeitet, gut zu Mittag essen im Restaurant Ratzfatzsatt.
Im Haus R hat der Verein Moabit hilft seit 2015 sein Domizil
Kurze Arbeitsbesprechung vor dem technischen Herz des GSZM-Geländes
Christian Reich vor Haus S, der ehemaligen Heizzentrale des Krankenhauses
Das vierstöckige Haus M beherbergt neben einem Hospiz das Seniorenheim des Trägers Pflegewerk mit 56 Plätzen.
Haus M1 wird auch MRT-Haus genannt
Eine der wichtigen Orientierungstafeln: Bei den vielen Gebäuden und Buchstaben kann man schon mal durcheinander kommen
Im Haus M befindet sich das "Heiligtum" von Andreas Bandey, die Pforte Birkenstraße.
Nicht weit von der Pforte Birkenstraße, im Eingangsbereich von Haus M, befindet sich ein Mini-Museum. In einer Vitrine sind historische medizinische Geräte ausgestellt.
Die alten Schilder dienen der Orientierung
Das Gebäude der Staatsanwaltschaft

Eine Tour durch das GSZM

Turmstraße 21 an der Einfahrtschranke. Treff mit Christian Reich und Andreas Bandey. Die beiden erwarten mich zu einem Rundgang durch das Gesundheits- und Sozialzentrum Moabit, das alle hier kurz GSZM nennen. Beide arbeiten für die Unternehmensgruppe GEGENBAUER, den Betreiber des Geländes: Christian Reich für die RGM Facility Management GmbH und Andreas Bandey für die GEGENBAUER Sicherheitsdienste GmbH. Christian Reich stammt aus Biesdorf und ist von Beruf Facility Manager (Betriebsleiter). Er arbeitete zuvor als technischer Leiter bei der WISAG und ist seit Juli 2020 für das GSZM verantwortlich. Vorher war er vier Jahre bei der WISAG Gebäudetechnik GmbH & Co. KG beschäftigt und arbeitete unter anderem als Technischer Leiter für den Dienstleister in einem 5-Sterne-Hotel am Gendarmenmarkt. Sein Kollege Andreas Bandey ist als Objektleiter der Gegenbauer Sicherheitsdienste GmbH für die Sicherheit und den Brandschutz im gesamten Areal zuständig. Er stammt aus Neubrandenburg und arbeitet schon seit 10 Jahren im GSZM.

Zu seinen und den Aufgaben seiner Kollegen gehören neben der Bewachung der beiden Eingangspforten die Verantwortung für die Brandmeldeanlage, Streifendienste, Empfangs- und Auskunftsdienste. Andreas Bandey ist für viele der erste Ansprechpartner im GSZM. Organisatorisch gesehen ist er ein Auftragnehmer von Christian Reich, der wiederum als Auftraggeber vor Ort die RGM Facility Management GmbH vertritt, „ein Fachunternehmen für den effizienten und zuverlässigen Komplettbetrieb von Industrie-, Gewerbe- und Infrastrukturimmobilien." Er koordiniert auf dem GSZM einen Objektleiter und diverse Haustechniker und zusätzlich Personal bei anderen Objekten. In seinem Verantwortungsbereich liegt es, dass die gesamte Technik von Heizung und Stromversorgung bis hin zu den Sanitäranlagen in den vielen Gebäuden funktioniert.

Die Zahl der Beschäftigten auf dem Gelände schätzen die beiden auf rund 800 Personen, darunter sind allein etwa 350, die für das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) arbeiten. Hinzu kommen viele Besucherinnen und Besucher bei so hoch frequentierten Einrichtungen wie dem Dialyse-Zentrum, der  MRT Strahlentherapie und der Gerichtsmedizin. Ein Großteil der Menschen kommt zu Fuß durch die beiden Eingänge Turmstraße und Birkenstraße auf das GSZM, viele davon nutzen zuvor den öffentlichen Nahverkehr. Die Zahl der Fahrräder, die die Schranke in der Turmstraße passieren, lässt sich nicht schätzen. Doch die motorisierten Fahrzeuge wurden 2011 mal gezählt. Damals gab es 1.200 Einfahrten pro Tag, erinnert sich Andreas Bandey. Heute liegt die Zahl darunter, meint er, etwa bei 800 bis 900 Fahrzeugen. Viele davon gehören Kurierdiensten, die Lieferungen bringen. Für Mitarbeiter gibt es feste Parkplätze, Besuchern stehen 25 bis 30 extra ausgewiesene Parkplätze zur Verfügung.

1872 wurde an dieser Stelle ein Lazarett mit Seuchenstation gebaut, berichten die beiden. Vielen Älteren ist das Gelände als Krankenhaus Moabit noch ein Begriff. Im Jahr 1997 feierte es 125 Jahre seines Bestehens. Damals gratulierte der damalige Bezirksbürgermeister von Tiergarten, Jörn Jensen, der Einrichtung mit dem Hinweis, dass sich das Bezirksamt und die BVV „einmütig für den Bestand dieser so wichtigen Gesundheitseinrichtung einsetzen". In den Jahren zuvor hatte es ein endlos scheinendes Ringen um den Erhalt des Moabiter Krankenhauses gegeben, das schließlich doch 2001 seine Pforten schloss.

Wer sich auf dem GSZM zurechtfinden möchte, dem sei zuerst ein Blick auf einen der Lagepläne empfohlen, dort findet man alle Gebäude, die mit Buchstaben von A bis Z nummeriert sind. Steht man am Eingang, bemerkt man zunächst das Haus neben der Pforte. Es ist das ehemalige Haus B und diente früher als Schwesternwohnheim. Heute gehört es nicht zum GSZM, sondern den Immobilienfirmen Treehouse Real Estate GmbH und Projektentwicklung Treehouse, die hier mit Ausblick zur Turmstraße Gewerberäume einrichten. Kernsanierte Büros werden auf deren Webseite zur Miete angeboten: https://turm21.de

Im GSZM fällt auf, dass das Krankenhaus Moabit zwar nicht mehr existiert, aber ganz viel hier mit den Themen Gesundheit und Medizin zu tun hat und von entsprechenden Einrichtungen genutzt wird. In den Häusern E und L befindet sich das Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheitsschutz und technische Sicherheit Berlin, kurz LAGetSi.

Im Haus K befinden sich neben einer Pflegeschule auch der Betriebsarzt und die Zentrum ÜBERLEBEN gGmbH, die seit 2016 die operative Arbeit des 1992 gegründeten Behandlungszentrum für Folteropfer e.V. mit bestehendem Team fortführt.

2015 eröffnete auf dem GSZM ein neues Nierenzentrum. Im KfH-Nierenzentrum werden Patienten mit Nierenerkrankungen auf dem aktuellen Stand von Medizin und Technik qualitativ hochwertig betreut. In dem modernen Zweigeschosser finden u.a. Dialyse und nephrologische Sprechstunde statt.

Als wir eine parkartige Grünfläche streifen, erzählen Christian Reich und Andreas Bandey, dass diese Wiese öffentlich genutzt wird und dass hier Picknicks erlaubt sind. Gruppen von Jugendlichen und Hundebesitzer kommen her. Es herrscht eine gute Mischung aus Alters- und Kulturgruppen, berichten sie, und ist für die starke Nutzung in recht sauberem Zustand. Wahrscheinlich wirkt sich da die räumliche Nähe zur Pforte, die Tag und Nacht bewacht ist, günstig aus. Alle Grünflächen auf dem GSZM-Areal werden vom PENTAGebäudeservice, der auch zur Unternehmensgruppe GEGENBAUER gehört, betreut, was neben dem Laubharken im Herbst auch Baumfällungen und natürlich den Winterdienst beinhaltet.

Gegenüber der Grünfläche befindet sich ein Gebäude, was früher mal eine Kirche war - wovon neben einem Schild auch ein großes Kreuz zeugt - und heute als Lagerraum genutzt wird.

Auf der Wiese vor dem Haus R sitzen gerade ein paar Leute in der Sonne. Im Haus R hat der Verein Moabit hilft seit 2015 sein Domizil. Moabit hilft e.V. ist ein 2013 gegründeter gemeinnütziger Verein, der sich als aktive Bürgerinitiative für den Schutz von Verfolgten und Flüchtlingen einsetzt. Außerdem ist er in der Nachbarschaftshilfe tätig und kooperiert mit der Berliner Obdachlosenhilfe. Der Moabit hilft e.V. leistete 2015/2016 direkt am LAGeSo humanitäre Ersthilfe. Bis heute ist der Verein an diesem Ort: "Wir dokumentieren Behördenversagen und arbeiten politisch, indem wir Forderungen an die Verantwortlichen stellen – dabei lassen wir nie locker", schreibt Moabit hilft e.V. auf seiner Webseite.

Das Technikherz für die "Stadt in der Stadt": Als wir mit Haus S die ehemalige Heizzentrale des Krankenhauses und heutige Technikzentrale mit ihren Werkstätten und Lagern passieren, erzählen Andreas Bandey und Christian Reich davon, dass alle Gebäude auf dem Gelände unterkellert sind. Es gibt zwischen den einzelnen Gebäuden zahlreiche Verbindungsgänge. Teilweise sind es Kriechgänge, in denen man nur in Bergmannshaltung voran kommt. Die beiden Männer lassen mich ab und zu an ihrem Techniker-Wissen teilhaben. 

Haus Q ist ein Besprechungshaus, in dem auch eine Künstlerin wirken soll, doch finden wir an Tür und Klingelschildern kein Anzeichen dafür. Um so mehr gibt es von Haus N zu berichten. Dieser Gebäudekomplex bekommt so manchen Pressebesuch und sieht so manches Kamerateam, weil hier der Rechtsmedizinische Dienst vom Land Berlin sitzt. Er wird durch zwei Institute organisiert, und zwar das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin Berlin (LI GerMed) und das Institut für Rechtsmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin (IfR Charité). Prof. Michael Tsokos leitet beide Institute in Personalunion. Das LI GerMed ist für die rechtsmedizinische Grundversorgung zuständig, das IfR Charité vorrangig für Lehre und Forschung. In der Regie des LI GerMed befinden sich im Haus O die Leichenaufbewahrung, der Sektionstrakt, die Toxikologie und die Verwaltung. "Ungern halten wir uns in den Bereichen des Hauses O, aufgrund des Geruchs und des Wissens der dort verrichteten Arbeiten auf.  Im Haus L sind die Abteilung für Psychiatrie/Psychologie, Büroräume der Ärzte, Schreibdienst, Verwaltung sowie Untersuchungsräume für Lebende untergebracht. Das IfR Charité wiederum hat in Haus N einen Sektionstrakt, Röntgen bzw. CT-Raum, Toxikologie, Büroräume der Ärzte, Sekretariat und Seminarräume. Die Abteilung für Forensische Genetik ist von den anderen Abteilungen räumlich getrennt und befindet sich auf dem Gelände der Charité im Virchow Klinikum. Zwischen Haus O und Haus N befindet sich ein Verbindungsgang, der für Leichentransporte genutzt wird. Technisch wichtig sind in diesen Gebäuden vor allem die Kühlungen bzw. die Klimaanlagen.

Das vierstöckige Haus M beherbergt neben einem Hospiz das Seniorenheim des Trägers Pflegewerk mit 56 Plätzen. Die stationäre Pflegeeinrichtung in den modernisierten Häusern ist schon von weitem durch einen gestalteten Garten zu erkennen, in den eine großzügige Terrasse führt. Neben gemeinsamen Pflanzaktionen wird hier auch manchmal musiziert, ab und zu gibt es Grillfeste und andere Aktivitäten. Für die Bewohner ist die Nähe zu vielen anderen Einrichtungen, wie Arztpraxen verschiedenster Fachrichtungen, Röntgen Centrum, einer Tagespflege und einer Caféteria von Vorteil.

Kommt man aus Richtung Turmstraße passiert man vor dem gewaltigen Haus M zunächst das Haus M1, das auch das MRT-Haus genannt wird, weil sich hier eine Praxis für Strahlentherapie befindet. Die alte Rettungsstellenvorfahrt des Haus M wird als Nordkopf bezeichnet. In diesem Gebäude war bis 2015 die Median-Tagesklinik für Reha-Patienten untergebracht. Heute findet man hier u.a. die Zentrale Medizinische Gutachtenstelle (ZMGA) des LAGeSo. Außerdem sind eine Obdachlosenunterkunft und eine Krankenpflegestation der Caritas hier unterbracht, und ab 2021 kommt der Zahnärztlicher Notdienst hinzu.

Im Haus M statten wir dem Heiligtum von Andreas Bandey einen Besuch ab: es ist die Pforte Birkenstraße. Sie ist der Zugang zum Gelände für Fußgänger und gleichzeitig die Brandmeldezentrale des gesamten GSZM-Geländes. Hier sind die tausenden von Rauchmeldern in den einzelnen Gebäuden vernetzt. Ab und zu muss die Feuerwehr mit ihren Löschzügen anrücken. Ein Alarm kann z.B. ausgelöst werden, wenn bei Abrissarbeiten, bei denen Rauch und Wärme entstehen, vergessen wird, vorher die Rauchmelder auszuschalten. Unser Gespräch wird kurz unterbrochen durch einen „Sabotage-Alarm", der im Pfortenbüro aufläuft. „Ich muss das quittieren und melden, dass dort gerade gearbeitet wird. Sonst kommt die Polizei angerast und das kostet“, berichtet Andreas Bandey. Er ist selbst Truppmann, hat eine Feuerwehr-Brandschutzausbildung und bildet als Assistent neue Brandschutzhelfer aus. Als Kümmerer und Möglichmacher bezeichnet ihn sein Kollege Christian Reich, der neben dem GSZM u.a. auch die Staatsanwaltschaft, die Verwaltungsakademie, die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimafragen, das Finanzamt Lichtenberg und das Bildungs- und Verwaltungszentrum in Alt-Friedrichsfelde, an der Polizei- bzw. Kriminalkommissare ausgebildet werden, betreut.  

Nicht weit von der Pforte, also im Eingangsbereich von Haus M, befindet sich auch ein Mini-Museum. In einer Vitrine sind historische medizinische Geräte ausgestellt, und an einer Gedenktafel wird an die jüdische Vergangenheit des Krankenhaus erinnert.

Am Haus J erzählt Christian Reich davon, dass 75 Prozent der Gebäude im zweiten Weltkrieg zerstört wurden und dass sich unter dem Gebäude ein Luftschutzbunker befindet. In den Obergeschossen gibt es zwei Hörsäle. Einer davon hat eine Kinobestuhlung, und beide kann man für Veranstaltungen mieten.

Alles im GSZM wird überragt von Haus A. Das ist das graue Hochhaus, das einst als Bettenhaus für das Krankenhaus Moabit gebaut wurde. Hier kann man, auch wenn man nicht auf dem Gelände arbeitet, gut zu Mittag essen. Das Restaurant Ratzfatzsatt ist anders als andere Kantinen, und bietet auch an, sich etwas zum Frühstück zu holen, denn das geöffnet ist bereits um 8 Uhr. Neben Kaffee und belegten Brötchen wird ein reichhaltiges Frühstücksangebot offeriert. Bei schönem Wetter kann man zum Essen auch draußen auf der Terrasse sitzen. 

Der nahe gelegene Brunnen war bis zum Jahr 2015 in Betrieb. „Da gab es darin Seerosen und Fische", schwärmt Andreas Bandey. Doch als sich damals zwischen 3.000 und 5.000 Menschen auf dem Gelände befanden, war die Gefahr zu groß und das Brunnenbecken wurde mit Kies aufgefüllt. Ob der Brunnen mal wieder belebt wird, wissen weder Andreas Bandey noch Christian Reich. Wo wir gerade bei Fischen waren, dem lang gedienten Sicherheitsmann fällt bei der Frage nach Tieren im GSZM-Gelände zuerst eine Fuchsfamilie ein. Die kennt Andreas Bandey schon seit mehreren Jahren.

Vorbei geht's an Haus G samt Garten, das von der Berliner Wohnplattform e.K. verwaltet wird, hin zu Haus D. Hier konnten Archtitekt und Bauarbeiter die Liebe zum Detail voll ausleben. Das historische Gebäude mit den Garagen und Remisen auf dem Hof, die wohl auch als Pferdeställe genutzt wurden, ist ein echter Hingucker. Es wurde mal als Krankenhausküche genutzt. Das Haus wurde entkernt und steht momentan leider leer. Ganz anders als das moderne Gebäude in der Staatsanwaltschaft, dessen Rückseite man gegenüber hat. Dort an der Pforte Turmstraße endet unser Rundgang, der eindeutig zur Nachahmung weiter empfohlen werden kann.

Kontakt: GSZM Christian Reich,  Turmstraße 21,  10559 Berlin,  Tel. 030 4467076539, E- Mail: GszMoabit@gegenbauer.de, www.gegenbauer.de

Text & Fotos: © Gerald Backhaus 2020