Peter Kapsch, der Stadtteilkoordinator von Moabit-Ost
Quartiersmanagerin Sherin Buchwald und Esther Klobe-Weihmann vom Moabiter Ratschlag e.V. (von links)
Plenumsmoderatorin Esther Klobe-Weihmann (rechts) und Laura Keese von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales
Die Moabit-Karte mit den "warmen Orten"
Im Gespräch: Susanne Torka vom B-Laden (rechts)
Christina Ahle (rechts) und Chiara Rattay vom Familienzentrum Moabit-Ost
Zwei frohe Bibliothekarinnen
Werben gern für die Bibliotheken in Moabit: Peter Kapsch, Stadtteilkoordinator von Moabit-Ost, mit Tim Kormeyer vom QM Beusselstraße (von links)
Peter Zweigler (StadtRand)
Steve Rauhut von Refo und Gelaal Zaher vom Karame e.v. (von links)
Eva-Maria Kaes am Tisch vom "Treff am Ottopark"
Andreas Pape, der stellvertretende Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Mitte
Tanja Klett vom Offenen Wohnzimmer in der Waldenserstraße 13 (Machbarschaft e.V.)
Christina Schulz vom SOS-Kinderdorf Berlin am Mikrofon
Elke Fenster vom Moabiter Ratschlag e.V.
Anna, Leiterin der Refo-Kindertagesstätte

„Netzwerk der Wärme“ beim Stadtteilplenum Moabit im Januar 2023

- von Gerald Backhaus -

Neuer Ort, neue Zeit, und beides kam gut an bei den Gästen. Am Dienstag, 31. Januar 2023, fand das erste Stadtteilplenum Moabit im Jahr 2023 statt - diesmal schon um 17 Uhr und im Gemeindesaal der Reformationskirche in der Wiclefstraße 32. Organisiert hatte das QM Beusselstraße diese Veranstaltung zusammen mit dem Quartiersmanagement Moabit-Ost, dem Moabiter Ratschlag e.V., den beiden Stadtteilkoordinatoren von Moabit-West und Moabit-Ost sowie dem B-Laden. Thema war „Kaffee oder Tee? Warme Orte in der Nachbarschaft“. Neu war diesmal auch die Form des Plenums. Es gab einen messeartigen Aufbau mit mehreren Tische der einzelnen Moabiter Institutionen, an denen diese sich den Plenumsgästen vorstellten. Esther Klobe-Weihmann vom Moabiter Ratschlage e.V. als Moderatorin lud alle Beteiligten zu einem Rundgang durch Moabit zu den „warmen Orten“ ein. Zuvor begrüßte sie Laura Keese von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, die als Projektleiterin für das „Netzwerk der Wärme“ verantwortlich ist. Frau Keese erzählte, dass sie in Moabit aufgewachsen ist. 

„Gemeinsam geht besser!“ mit dem „Netzwerk der Wärme“

Weil die steigenden Lebenshaltungskosten, besonders für Lebensmittel und Energie, viele Menschen vor immense Herausforderungen stellen, beschloss der Berliner Senat ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Entlastung. Rund 25 Millionen Euro fließen in kürzester Zeit in den Ausbau der solidarischen Infrastruktur, berichtete Laura Käse. Das „Netzwerk der Wärme“, das von der KARUNA eG („die Sozialgenossenschaft mit Familiensinn“) im Auftrag der Senatsverwaltung organisiert wird, soll dabei helfen, dass Energiearmut nicht zu sozialer Ausgrenzung führt. Projektleiterin Käse verwies auf die vielen Orten auf der Moabit-Karte, an denen man sich zum nachbarschaftlichen Austausch in geheizten Räumen treffen kann. Für den Erfolg dieses Netzwerks braucht es viel Unterstützung vor Ort: Stadtteilzentren und Nachbarschaftstreffs, Kultureinrichtungen und Clubs, Bibliotheken und Vereine, Gemeinden, Unternehmen, Verbände und private Initiativen. Ihnen werden laut Frau Käse extra finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt - ob für zusätzliche Öffnungszeiten in der Bücherei, ein warmes Getränk und Beratung, Kulturangebote oder für die Hilfe zur Selbsthilfe. Wer sich dabei einbringen möchte, ist herzlich willkommen – mit eigenen Angeboten, ehrenamtlichem Engagement oder auch mit Spenden. Mehr zum "Netzwerk der Wärme“: Mehr zum "Netzwerk der Wärme“

Den Rundgang zu den Beteiligten am „Netzwerk der Wärme“ in Moabit startete Esther Klobe-Weihmann ganz im Osten des Stadtteils beim B-Laden in der Lehrter Straße 27-30. Dessen Vertreterin Susanne Torka berichtete, das der B-Laden schon fast 25 Jahre existiert. Er ist immer montags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet und bietet Tee und Kaffee an. Auch wenn beim B-Laden Stadtentwicklungsthemen im Vordergrund stehen - er versteht sich als ein Ort, von dem aus die Nachbarschaft ihr öffentliches Leben organisieren kann - kann man hier während der Öffnungszeiten gern zum Aufwärmen vorbeischauen. Träger des B-Ladens ist der Verein „für eine Billige Prachtstraße – Lehrter Straße“ e.V.. Von hier aus organisiert werden auch verschiedene Aktivitäten für Alt und Jung, mittwochs z. B. geführte Spaziergänge, Ausflüge und Gesprächsrunden. Mitmachen ist sehr erwünscht, betonte Susanne Torka, und auch die Räume des B-Ladens sind für verschiedenste Aktivitäten nach Absprache nutzbar. 

Das Familienzentrum Moabit-Ost in der Stephanstraße 43 liegt etwas versteckt hinter dem MOA-Bogen. Die beiden Mitarbeiterinnen Christina Ahle und Chiara Rattay berichteten über ihren „bunten Ort der Begegnung für die ganze Familie“, der sich mit seinen vielfältigen Angeboten besonders an Familien nichtdeutscher Herkunft sowie an Familien mit geringen finanziellen Mitteln und Alleinerziehende wendet. Neben Mittagstisch immer dienstags und dem Familiencafé drei Mal pro Woche gibt es zahlreiche Gruppen und Kurse wie den Vätertreff und den Familiensamstag zwei Mal im Monat. Die Angebote im Familienzentrum sind überwiegend kostenfrei.

Der Stadtteilkoordinator von Moabit-Ost, Peter Kapsch, berichtete über den Nachbarschaftsladen Stephans in der Stendaler Straße 9 in Trägerschaft des Moabiter Ratschlages e.V. Hier gibt es jede Menge neben Kaffee und Tee interessante Angebote und Veranstaltungen wie z. B. eine Trainingsgruppe zur gewaltfreien Kommunikation, ein Familiencafé, ein Computercafé, ein Strickcafé, Chortreffen sowie ein Kulturcafé an jedem zweiten Freitag im Monat. Natürlich berät der Stadtteilkoordinator hier auch gern über die Fördermöglichkeiten für Kiezprojekte durch die Stadtteilkasse.

Für die Bruno-Lösche-Bibliothek in der Perleberger Straße 33 waren Saskia Kussin und Sibylle Götz gekommen. Ihre Einrichtung ist wochentags von 10 bis 19.30 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 14 Uhr. Die Bibliothek ist offen für alle, auch ohne Bibliotheksausweis. Es gibt freies WLAN und keinen Konsumzwang, allerdings leider keine warmen Getränke, was die Mitarbeiterinnen selbst sehr bedauern. Dafür können sie neben Büchern und anderen Medien sowie Brettspielen, auch für Kinder, zahlreiche Veranstaltungen und Angebote offerieren. Jeden Donnerstag gibt es einen offenen Familiennachmittag, außerdem die offene und kostenlose Hausaufgabenhilfe. „Wir verstehen uns als Wohnzimmer für alle“, so das Fazit der Bibliothekarinnen. 

Die beiden anderen Bibliotheken in Moabit haben abweichende Öffnungszeiten: die Kurt-Tucholsky-Bibliothek in der Rostocker Straße 32b befindet sich in Trägerschaft des Moabiter Ratschlages e.V. und ist wochentags von 12.30 bis 18 Uhr geöffnet. Die Hansabibliothek in der Altonaer Straße 15 hat am Montag und Freitag von 13 bis 19.30 Uhr, am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 12 bis 18 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Sonntags gibt es dort im Hansaviertel ab 11 Uhr auch ein Programm “Offen für Kultur”.

 Peter Zweigler war für den Träger StadtRand in der Perleberger Straße 44 gekommen, in dessen Räumlichkeiten sich über 50 Selbsthilfegruppen treffen, aber auch ein Sprachcafé, künstlerische Angebote wie ein Aquarellmal-Zirkel, Yogakurse und anderes stattfinden. An drei Tagen in der Woche bietet StadtRand warme Suppen, Tee und Kaffee im Rahmen des „Netzwerkes der Wärme“ an. Sonnabends von 11 bis 14 Uhr kann man zur kostenlosen Nähstation kommen und sich bei kleineren Näharbeiten helfen lassen. Auch für Hilfe beim Ausfüllen von Formularen an Laptops ist gesorgt.

 Der Karame e.V. in der Wilhelmshavener Straße 22 wurde von Gelaal Zaher vertreten, der das Projekt Mobiles Jugendhauptquartier Moabit leitet. Der gemeinnützige Verein richtet sich an alle Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund und ihre Familien. Karame engagiert sich mit Aktivitäten und Projekten auf den Gebieten Kunst, Musik, Sport, Sprachförderung und Nachhilfe. Es gibt Mädchen- und Jungstage. Bei Grafitti-Projekten wird mit professionellen Künstlern zusammengearbeitet. Der Karame e.V. versteht sich zudem als Brückenbauer zwischen Jugendlichen und ihren Schulen und Eltern sowie den Behörden. So wird hier viel mit Übersetzungen geholfen, aber z. B. auch beim Ausfüllen von Anträgen an das Jobcenter.

Den Treff am Ottopark in der Ottostraße 5 vertrat Eva-Maria Kaes. Sie hatte einige Dinge mitgebracht, die in ihrer offenen Seniorenfreizeiteinrichtung kreativ gestaltet wurden. Der Treff am Ottopark in Trägerschaft des Moabiter Ratschlages e.V. wird seit 2020 durch den Bezirk Mitte gefördert und bietet Raum für vielfältige Begegnungen mit der Nachbarschaft. Das Ladenlokal hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Sein bunt gemischtes Programm reicht von ganzheitlichem Gedächtnistraining, Sturzprophylaxe, Qigong, Computer- und Englischkursen über Erzählcafés, Malkurse und Spielenachmittage bis hin zu Vorträgen zur Sicherheit durch die Polizei. Ab März startet eine neue Mitsing-Gruppe. Außerdem sind auch für 2023 wieder Ausflüge und Feste in Planung. Geöffnet ist jeden Tag von 10 bis 18 Uhr. „Neben Kaffee und Tee bieten wir auch heißen Kakao an“, so Eva-Maria Kaes.

Über den Offenen Treff in der AWO-Freizeitstätte „Club Tiergarten“ in der Turmstraße 71 berichtete Andreas Pape, der stellvertretende Kreisvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Mitte. Diese Freizeitstätte ist nicht nur ein gemütlicher Ort zum Plauschen, er bietet auch unterschiedlichste Freizeitangebote, ergänzte Elisabeth Böttger, die den „Club Tiergarten“ leitet. Ob Englischkurs, Tanz- und Wandergruppen bis hin zu Spiel- und Chorgruppen finden sich hier viele Möglichkeiten, Zeit zusammen mit Gleichgesinnten zu verbringen. Jeden ersten Samstag und jeden dritten Mittwoch im Monat wird Bingo gespielt. Aber auch Energieberatung sowie Rechts- und Sozialberatung bietet die AWO an. Für das Zusammensein bei Kaffee und Kuchen ist immer montags, donnerstags und freitags von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Demnächst soll es auch Frühstücksangebote geben. Die Räumlichkeiten, die parallel zum Plenum gerade für einen Kindergeburtstag vermietet wurden, können Interessierte aus dem Stadtteil gern nutzen. Dazu bitte bei Frau Böttger melden unter 0172/1773782.

Das seit 2018 bestehende Offene Wohnzimmer in der Waldenserstraße 13 betreibt der Machbarschaft e.V. mit seinem Team von 25 Ehrenamtlichen, das sich immer über Unterstützung freut, denn es gibt viel zu tun. Aktuell wurden die Räumlichkeiten renoviert, es soll einen Holzofen und vielleicht demnächst auch eine Fußbodenheizung geben, berichtet Vereinsmitglied Tanja Klett. Im Offenen Wohnzimmer funktioniert alles gegen Spende, also nicht profitorientiert. Es gibt Aktivitäten von Yoga, Impro-Theater und Kreistänzen bis zu Stimmarbeit und einer kreativen Schreibwerkstatt. Die Räume dienen auch als Ort für Co-Working: Wer statt allein daheim lieber in Gesellschaft arbeitet und sich über gemeinsame Pausen freut, kann hier einen individuellen Vertrag für ein bis drei Tage pro Woche abschließen.

Ein großer sozialer Akteur in Moabit ist das SOS-Kinderdorf Berlin in der Waldstraße 23/24, beim Plenum vertreten durch Christina Schulz. Die Einrichtung konzentriert sich mit ihren Hilfen für Kinder, Familien, Jugendliche und junge Erwachsene auf den Sozialraum Moabit. In diesem Familienzentrum gibt es an jedem Wochentag warmes Mittagessen, außerdem offene Treffs am Nachmittag, eine Familienhebamme, Karate- und Musikunterricht und vieles mehr. Geöffnet ist wochentags immer von 9 bis 18 Uhr und auch an einem Wochenende im Monat.

Das im Jahr 2000 eingerichtete Nachbarschaftshaus Stadtschloss in der Rostocker Straße 32b ist ein Stadtteilzentrum in der Regie des Moabiter Ratschlages e.V. Geschäftsführerin Elke Fenster bezeichnet ihre u. a. von der Senatsverwaltung für Soziales geförderte Einrichtung als Anlaufstelle für alle, die sich informieren und engagieren wollen. Kurse, Gruppen und Veranstaltungen, die für alle Interessierten offen sind, werden hier zusammen mit der Nachbarschaft organisiert. Das Stadtschloss-Team berät in vielen Lebenslagen und bietet Unterstützung. Bei den Stadtschloss-Kids treffen sich Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren, es gibt eine Nähwerkstatt und natürlich die bereits erwähnte Kurt-Tucholsky-Bibliothek. Außerdem kümmert sich ein Team der mobilen Stadtteilarbeit unter dem Motto „Kiez machen“ seit November 2021 im Rahmen eines ESF-Projektes um die Nachbarschaft im Beussel-, Hutten- und Waldstraßen-Kiez. Seit Anfang Januar 2023 werden - u. a. durch die Finanzspritze aus dem „Netzwerk der Wärme“ - die Angebote im Stadtschloss weiter ausgebaut. Es gibt nun z. B. wieder Mittagessen sowie warme Getränke zum Selbstkostenpreis, und auch sonntags ist das Nachbarschaftshaus geöffnet. Die Öffnungszeiten in den beiden Ratschlag-„Filialen“ Sprengelhaus und Stephans sollen auch ausgeweitet werden, so Elke Fenster.

Plenumsmoderatorin Esther Kolbe-Weihmann zog die Bilanz, dass es erfreulicherweise an jedem Tag in der Woche in Moabit Möglichkeiten gibt, um Zeit im Warmen, ohne Konsumzwang und in Gesellschaft zu verbringen. Sie bedankte sich bei Steve Rauhut von Refo-Moabit als Gastgeber des Plenums im Gemeindesaal der Reformationskirche. Steve erklärte die Entstehung des Reformationscampus, der aus der Reformationskirche, zwei Wohnhäusern, einem Projekthaus und einer großen Kindertagesstätte besteht. Auf dem weiträumigen Gelände ist viel Platz zum Leben und Experimentieren. Viele verschiedene Gruppen und Organisationen haben hier ihren Wirkungsort gefunden. Steve berichtete, dass der Saal und die anderen Räumlichkeiten zu ganz verschiedenen Zwecken genutzt werden, dass hier Chöre wie die Kantorei proben, dass sich das Theater X mit auf dem Gelände befindet, und dass Refo ein Sommercafé auf dem Wiclefplatz plant. Proberäume gesucht? Es ist auch möglich, bei Refo Räume für Veranstaltungen zu mieten. Steve übergab das Wort an Kindergartenleiterin Anna, die aktuell nach weiterem Personal für ihre Einrichtung mit 130 Kindern sucht. Die Refo, selbst wichtiger Ort der Nachbarschaft, bildetet dann auch den passenden Abschluss des Stadtrundgangs im westlichen Moabit.

Kaffee oder Tee? Nach der detailreichen Vorstellungsrunde gab es im Plenum die Möglichkeit, sich an einem Buffet mit süßen und herzhaften Kleinigkeiten zu stärken und die Gelegenheit, mit den anderen Gästen und Einrichtungen zu konkreten Fragen und Anliegen ins Gespräch zu kommen.

Das nächste Stadtteilplenum wird am 25. April 2023 stattfinden. Die Themen und der Veranstaltungsort werden zeitnah bekanntgegeben.

Die Berichte zu den vergangenen Plena können Sie hier beim QM Beusselstraße nachlesen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf der Webseite des QM Beusselstraße und in dessen Auftrag.

Text & Fotos: © Gerald Backhaus 2023