moabit °21 - die Zeitung für Moabit-Ost von GenerationenRaum

Die „moabit °21“ in der Hand haben Ulrike Bungert und Elke Gausepohl (von links) vor dem Büro der GenerationenRaum gGmbH in der Stephanstraße (Foto: Gerald Backhaus; auch alle anderen Bilder, wenn nicht gesondert gekennzeichnet)
Stolz über der neuesten Ausgabe im Redaktionsbüro
Bei der Textauswahl (Foto: GenerationenRaum)
Volles Haus bei einer Redaktionssitzung (Foto: GenerationenRaum)
Bei einer Redaktionssitzung (Foto: GenerationenRaum)

Lust auf schreiben, fotografieren und sich der Nachbarschaft mitteilen? In der Bürgerredaktion von „moabit °21“ können alle Interessierten mitwirken. Elke Gausepohl und Ulrike Bungert von der GenerationenRaum gGmbH organisieren und koordinieren dieses QM-geförderte Projekt. 

von Gerald Backhaus

Eine Zeitung für alle im Osten Moabits, das soll die „moabit °21“ sein, so Elke Gausepohl und Ulrike Bungert. Sie haben bei der Publikation, die vier Mal im Jahr erscheint, den Hut auf. Wir treffen uns zum Ortstermin im Büro der GenerationenRaum gGmbH, der Herausgeberin des Blattes. Das ist der Träger, dessen Gesellschafterinnen die beiden zusammen mit Susanne Bierwirth sind. Eine weibliche Dreierspitze lenkt also die Geschicke der GenerationenRaum gGmbH, die 2011 gegründet wurde. Sie beschäftigt heute fast 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter auch Azubis, und beschreibt sich als „junger Träger, der frische Ideen unterstützt, um das Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu verbessern.“ 

Die Kiezzeitung gibt das Frauenteam im Rahmen des QM-geförderten Projekts „Perspektiven Moabit-Ost“ heraus. Ein weiteres Projekt in ihrer Trägerschaft, das durch das Programm „Soziale Stadt“ finanziert wird, ist das Kita-Netzwerk Moabit-Ost. Was die Betreuung kleiner Kinder angeht, sind Elke Gausepohl und Ulrike Bungert sowohl durch ihren beruflichen Hintergrund als Sozialpädagoginnen als auch privat als Mütter mehrerer Kinder, Expertinnen. In der Regie der GenerationenRaum gGmbH befinden sich die drei inklusiv arbeitenden Kindergärten „SpielRaum Perlentaucher“, „SpielRaum Havelsegler“ und „SpielRaum Stephanshafen“. Bei der Namenswahl dieser Kindertagesstätten standen die jeweiligen Adressen Pate.

Zuvor hatten die Gesellschafterinnen berlinweit nach geeigneten Immobilien gesucht. Das gestaltete sich schwierig, weil sie zu diesem Zeitpunkt keine Referenzen vorzuweisen hatten. Doch dann entdeckten sie die Räume des heutigen „Perlentauchers“ in der Perleberger Straße und konnten die Vermieterfamilie von ihrem Konzept überzeugen. Dazu gehört, dass hier alle Kinder willkommen sind, es gibt sogar Englisch- und Yoga-Angebote für die Mädchen und Jungen. Das kam von Anfang an sehr gut an bei den Moabiter Eltern: „Wir hatten unsere erste Kita 2012 nach zwei oder drei Monaten mit 50 Kindern voll“, erinnert sich Ulrike Bungert. Heute versorgt die GenerationenRaum gGmbH an ihren drei Kita-Standorten insgesamt fast 100 Kinder. Versorgen ist übrigens auch ganz wörtlich gemeint, weil sie auch eine eigene Küche unterhält, in der das Essen für die Kleinen jeden Tag frisch zubereitet wird. 

Alle können mitmachen bei „moabit °21

Bei den Redaktionssitzungen sind alle Interessierten willkommen, manchmal sind bis zu 15 Leute dabei. Um Berührungsängste abzubauen - oft hören Ulrike und Elke Argumente wie „ich kann gar nicht gut schreiben“ - wechseln sie die Treffpunkte und gehen bewusst dorthin, wo sich die Nachbarschaft trifft. Als die Sitzung in einem Eiscafé in der Lehrter Straße stattfand, setzen sich Gäste vom Nachbartisch einfach dazu und brachten sich in die Diskussion ein. Da es sich um ehrenamtliche Arbeit handelt, gibt es keinen Druck, bei jeder Ausgabe der „moabit °21“ mitzuwirken. Alles ist freiwillig, man kann sich einfach einbringen, wenn man Zeit dafür hat.

Was das Tolle ist: Jeder kann eigene Beiträge mitbringen oder Artikel einsenden, und bei den Treffen entscheiden dann alle Anwesenden gemeinsam darüber, womit sie die 24 oder 28 Seiten füllen werden. Ulrike und Elke sehen sich dabei nicht als Journalistinnen oder Chefredakteurinnen, sondern eher in der Rolle von Koordinatorinnen und Moderatorinnen. Wurde ein Text ausgewählt, durchläuft er wie alle Texte eine zweifache Korrekturschleife, bei der u.a. Tipp- und Rechtschreibfehler ausgemerzt werden. Für den Satz und das Erscheinungsbild der Artikel verantwortlich ist Bianca Gericke. Sie kennt das Blatt quasi von der Pike auf, weil sie mit ihrer Agentur LayoutManufaktur die Zeitung „moabit °21“ im Jahr 2011 gründete und somit Vorgängerin der GenerationenRaum gGmbH als Herausgeberin war. 

Auch wer technisch nicht so versiert ist, wird als Autorin oder Autor herzlich aufgenommen. „Es gab mal eine ältere Dame“, berichtet Elke, „die ihre Fotos aufgeklebt und bei uns eingereicht hatte. Das war dann gar kein Problem. Die Fotos wurden einfach eingescannt und kamen so auch in die Zeitung.“ Aktuell werden 1.500 bis 2.000 Exemplare gedruckt, je nach dem, wie stark der Seitenumfang ist. Sie landen dann bei zahlreichen Verteilstationen im Kiez, z.B. in Cafés, Geschäften und der Bibliothek, und werden von allen Interessierten dort mitgenommen. 

Tolles Team seit vielen Jahren

Ulrike Bungert und Elke Gausepohl kennen sich schon fast 30 Jahre. Die gebürtige Charlottenburgerin Elke hat neben Sozialpädagogik auch Bauingenieurwesen studiert, war schon mal mit dem Motorrad auf Weltreise und hat ein paar Jahre lang in Spanien gelebt. Inzwischen haben sie und ihr Mann die Motorräder verkauft und wohnen mit ihren drei kleinen Kindern in Friedrichshain. Ulrike, genannt Ulli, stammt wie Kollegin Susanne Bierwirth aus dem Saarland. Die Sozialpädagogin, die zudem einen Abschluss als Diplomkauffrau gemacht hat, zog 2007 nach Berlin. Ihre erste Arbeitsstelle fand sie in Moabit, und zwar beim Bildungsmarkt in der Waldenserstraße. Sie lebt in Kreuzberg und hat auch drei Kinder. Im Gegensatz zu den Kreuzbergern, findet sie, seien die Moabiter „auf dem Teppich geblieben. Doch natürlich bemerkt man auch hier in dem traditionellen Arbeiterviertel Gentrifizierungstendenzen.“ 

Noch fast drei Jahre lang ist die Finanzierung der Zeitung „moabit °21“ gesichert, jeweils vier Ausgaben werden im Jahr 2020 und im Jahr 2021 erscheinen. Ab 2020 sollen zudem auch Kreativ-Workshops angeboten werden, bei denen es nicht nur um das Schreiben von Artikeln geht. Stattdessen soll da auch gemalt, gebastelt und experimentiert werden. Fotos sollen künftig eine größere Rolle als bisher spielen, denn damit könne man auch Menschen, die weniger gut Deutsch sprechen und lesen können, ansprechen. Das zeigte sich zum Beispiel bei der Aktion mit Sofortbildern beim Perlenkiezfest, die ein großer Erfolg war, und auch bei den beiden Fotosafaris durch Moabit. Elke und Ulrike wünschen sich in Zukunft noch mehr Mitstreiter für die Zeitung, und zwar generationsübergreifend „von der Senioren-Tagespflege bis hin zu den Schulen im Stadtteil. Wer zum Beispiel keine eigene Schülerzeitung herausgibt, kann sich sehr gern bei uns mit seinen Themen einbringen.“ 

Die nächste Gelegenheit zum Einstieg bei „moabit °21 ist am 14. März 2019 um 10 Uhr bei der Planungssitzung im GenerationenRaum in der Dreysestraße 17. 

Weitere Termine und Kontakt zur Redaktion:

GenerationenRaum gGmbH, Stephanstraße 53, 10559 Berlin, Tel. (030) 39837450, https://www.moabit-ost.de/aktiv-im-kiez/moabit21-zeitung-fuer-menschen-in-moabit-ost