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Das Eingangstor 1991
Bild: Susanne Torka.
Der Selbstbau des Spielplatzes.
Bild: Susanne Torka
Das Eröffnungsfest von 1991.
Bild: Archiv B-Laden
Die Neueröffnung des Spielplatzes mit Klara Franke 1992.
Bild: Archiv B-Laden
Die zweite Wandbemalung von 1998.
Bild: Susanne Torka
Die Schleicher-Fabrik 2004 vor dem Abriss.
Bild: Jürgen Schwenzel

Der Klara-Franke-Spielplatz

Zahlreiche Ordner mit Informationen über Moabit füllen eine ganze Wand. Sie beherbergen das Archiv des B-Ladens, das zukünftig in Teilen online auf „Museum digital“ zugänglich sein wird. Einige Ordner dokumentieren auch Ausschnitte aus der Geschichte des Spielplatzes in Moabit.


Wo sich heute der Spielplatz in der Lehrter Straße befindet, waren einst Werkstätten, in denen Granit und Marmor verarbeitet wurde. Der 1853 gegründete Steinmetzbetrieb namens Schleicher war damals berühmt für seine Grabmalkunst. Die verkehrsgünstige Lage und die Möglichkeit eigener Bahnanschlüsse waren attraktiv für die Firma, die 1887/88 auf dem zuvor teilweise noch dem Militärfiskus gehörendem Grundstück ihre Fabrikanlagen und das repräsentative Wohnhaus Lehrter Str. 27-30 errichtete. In den östlich entlang der Bahnstrecke gelegenen Werkstattgebäuden standen dampfbetriebene Schneide- und Sägewerke. Auch ein Lagerhaus, ein Pferdestall und Kutschenremisen zählten dazu. Die Produktionsanlagen waren für die damalige Zeit sehr modern, denn die Steinblöcke kamen auf dem Zuliefergleis direkt auf das Firmengelände.

Die Werkstattgebäude wurden 1909 von der Wertheim-Grundstücksgesellschaft übernommen und teilweise umgebaut. Das Kaufhausunternehmen ließ an dem Standort Fleisch verarbeiten. Ein Viehhof mit Laderampen war bereits vorhanden. Produziert wurden beispielsweise Fleischkonserven für die Heeresverwaltung. Von 1933 bis 1966 hatte die Fleischwarenfabrik Otto Sternheimer auf dem Gelände ihren Sitz.

Über die zukünftige Nutzung der Werkstatträume der Schleicher-Fabrik wurde in den 1990er Jahren lange diskutiert. Im Gespräch waren vor allem Projekte sozialer Bildungsträger oder eine Jugendeinrichtung, doch alle Ansätze scheiterten. Der Schornstein wurde 1998 gesprengt und alle Anlagen der Fabrik 2004 abgerissen.

Der Spielplatz wurde auf dem straßenseitigen Grundstück der früheren Gebäude Lehrter Straße 31 bis 34 Anfang der 1990er Jahre von den Anwohner*innen mit ihren Kindern selbst gebaut. Stark gemacht hatte sich dafür Klara Franke. Sie organisierte im Oktober 1990 bei der S.T.E.R.N.-Ausstellung „Weichenstellung zur Lehrter Straße“ eine Demo der Kinder. Der damalige Bausenator war ebenfalls vor Ort. Als die Kinder laut riefen „Wir woll’n Spielplatz, wir woll’n Spielplatz“, erwiderte Nagel „Ihr kriegt’n Spielplatz“. Für die provisorische Herstellung des Spielplatzes stellte er 10.000 DM aus Städtebaufördermitteln bereit.

Doch im Jahr der Fertigstellung stellte sich heraus, dass der Boden verseucht war. Der Spielplatz wurde gesperrt und alles wieder abgeräumt. In den Folgejahren ist der Spielplatz mehrfach umgestaltet, erweitert und schließlich 2013 neu eröffnet worden. Zum Gedenken an Klara Franke wurde der Spielplatz 1996 vom damaligen Bezirk Tiergarten nach ihr benannt.

Der an der Remise der Lehrter Straße 27-30 als Werkstatt der Kulturfabrik erhalten gebliebene Teil der Sandwerkstätten der Schleicher-Fabrik ist über den Spielplatz erreichbar. Er wurde von „35services“, dem Werkstattverein der Kulturfabrik, mit öffentlichen Mitteln 2014-2016 zur Mitnutzung als Nachbarschaftswerkstatt umgebaut.

Zusammengetragen wurden die Informationen von Mitstreiter*innen des B-Ladens in der Lehrter Straße, die seit über 30 Jahren Anwohner*innen zu Fragen des Wohnens und der Quartiersentwicklung beraten. Im Rahmen des QM-Projektes „Kiezwissen aus dem B-Laden archivieren, digitalisieren und publizieren“ werden die Archivinformationen in Kooperation mit dem Verein Miomaxito aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In einer Serie wird über die Themen des Archivs berichtet.

Miomaxito e.V. und B-Laden